Nikolaus rettet einen jungen Mann aus seinen Albträumen

Es ist Herbst. In Myra wie in vielen anderen Städten gibt es große Unruhe. Die Göttin Artemis will sich rächen, weil Nikolaus mit den Steinen ihres Heiligtums eine kleine Kapelle vor der Stadt gebaut hat. Für einige derjenigen, die damals aus den Steinen eines Artemis-Tempels eine Kapelle gebaut haben, künden die Novemberwolken kommendes Unheil an.

Zwar ist das schon einige Jahre her. Aber mit dem Herbst kommen die Erinnerungen zurück. Ständig ziehen schwarze Wolken über Myra hinweg. Die Menschen sehen darin die Vorboten einer schlimmen Heimsuchung. Dimitrius, einer von ihnen, wird von schlimmen Ahnungen bedrängt. Er hat nachts bedrückende Träume. Artemis und andere Götter, die von den Christen nicht mehr verehrt werden, scheinen zurückzukehren. Dimitrius ist sich nicht sicher, dass diese Götter einfach verschwunden sind, auch wenn er aus den Predigten weiß, dass das allenfalls Dämonen gewesen sein können. Denn es gibt nach der neuen Religion nicht viele Götter, sondern nur den einen Gott. Aber es gibt Dämonen. Oberhalb von Myra, in den Felsgräbern könnten die Dämonen hausen. Und wenn Artemis keine Göttin wäre, sondern ein gefallener Engel, dann wäre sie wieder in den Wäldern als Jägerin unterwegs und würde mit ihren Pfeilen auf Menschen zielen, um diese krank zu machen. Können die Atemkrankheiten und die Lungenentzündungen durch ihre Pfeile verursacht werden, von denen vor allem ältere Menschen seit einiger Zeit zunehmend heimgesucht werden?

Dimitrius wagt kaum noch, die Augen zu schließen und hat immer eine Öllampe am Brennen. Dafür muss er nachts zweimal aufstehen, um das Öl nachzufüllen.
Als er in einer Nacht das erste Mal aufwacht, sind die dunklen Wolken verschwunden. Beim Nachfüllen des Öls kann er die Sterne sehen. Er legt sich beruhigt hin und kann gleich ein­schlafen. Da wird es in seinem Zimmer hell. Ein Mann kommt mit einer großen Lampe herein. Dimitrius kann dessen Gesicht kaum erkennen, da dieser die Lampe niedrig hält. Die Erschei­nung löst bei ihm überraschenderweise keine Angst aus. Der Mann bleibt in der Mitte des Zimmers stehen und zeigt Dimitrius eine Pflanze, die dieser nicht genau erkennen kann. Ganz leise hört Dimitrius den Greis sagen: Dimitrius, das ist eine Pflanze gegen die Atemnot. Du findest sie oberhalb der Gräber, wo sie in den Felsen wächst. Hole von dort genügend Pflanzen, um sie den Menschen zu bringen, die Heilung suchen. Sie sollen die Blätter zer­reiben und den Duft einatmen. Oder die Blätter mit heißem Wasser aufbrühen. So werden sie ebenfalls geheilt. Lege eine Pflanze auch neben Dich, damit Du ruhiger schlafen kannst.

Dimitrius ist zuerst etwas erschrocken. Er soll an den Gräbern vorbei in die Felsen steigen?! Streift da nicht Artemis herum? Die Christen meiden aus Angst vor Dämonen die in den Fels gehauenen Gräber. Da wird es in seinem Zimmer auf einmal noch heller, so dass Dimitrius die Gesichtszüge des alten Mannes etwas deutlicher sehen kann. Ehe er ihn nach seinem Namen fragen kann, erkennt er nur ein kurzes Lächeln und der Greis ist verschwunden. Er spürt aber, wie es auch in ihm hell wird.

Eine Pflanze gegen eine Krankheit, gegen die bisher kein Kraut gewachsen schien. Als die Sonne erste Strahlen über die Berge in sein Zimmer wirft, bricht er auf. Es nimmt die Pflanze mit, die der Greis ihm überreicht hatte. Tatsächlich findet er schließlich oben im Berg einige Exemplare und bringt sie in die Stadt. Mit den Rezepten aus der Nacht kann er schließlich viele von ihrer Atemnot befreien. Nach einigen Tagen merkt er: Seit er sich um andere kümmert, sind auch seine Albträume verschwunden. Ihm wird deutlich: In Myra, der Stadt des hl. Nikolaus, muss sich niemand vor Dämonen fürchten und: Nikolaus befreit von Ängsten.

Nikolaus und Stille Nacht 1818

2018 wurde das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ 200 Jahre alt und ist so gehört zu dem Fest wie eh und je. Die Nikolaus-Initiative hat jetzt herausgefunden, dass bei der Entstehung dieses Liedes der hl. Nikolaus nicht unbeteiligt war. Uns half der Hinweis, dass die Kirche, in der das Lied Weihnachten 1818 uraufgeführt wurde, dem Heiligen geweiht war. Doch der Reihe nach, es waren schwierige Zeiten, die neue Ideen verlangten:

Nikolaus musste sich 1818 auf eine schwierige Tour vorbereiten, es war nicht nur ein kalter Winter, Die Menschen in Europa hatten sich noch nicht von den langen Kriegen Napoleons erholt. Vieles war noch zerstört, die Armut war groß. Auch das religiöse Leben war ausgehungert. Die Kinder, die geboren wurden, hatten eine schwere Zukunft vor sich. Für die Armen blieb nicht viel übrig. Auch gab es die Klöster nicht mehr, die früher viele versorgt hatten. Napoleon hatte die meisten Klöster enteignet und den Landbesitz an den Adel verteilt. Der hatte aber nur das Land genommen, aber nicht die sozialen Aufgaben der Klöster weitergeführt, sich nämlich um die Armen zu kümmern. Somit hatte die Revolution Napoleons, die in europaweite Kriege umgeschlagen war, das, was an der alten Zeit doch gut war, gleich mit zerschlagen. Viele Menschen mussten in die neu entstehenden Industrieregionen ziehen, auf dem Land war für so viele beim besten Willen keine Arbeit mehr zu organisieren. Und für die vielen Kinder mussten Schulen gebaut werden.

Nikolaus sann nach, was er den Menschen geben könnte, damit sie wieder Mut fassten. Die üblichen Nüsse und Äpfel, die er den Kindern immer gebracht hatte, könnten allein die Stimmung nicht aufhellen. Was es brauchte, waren Männer und Frauen, die Hand anlegten, Not linderten und auch vorsorgten, indem sie Schulen bauten, Heime einrichteten und überhaupt ein Herz für die Armen mitbrachten. Es müsste jemand die Armen als die Menschen darstellen, die von Gott geliebt wurden. Wenn man nun, dachte Nikolaus, den Stall von Bethlehem zum Leuchten bringen würde, so wie der Evangelist Lukas ihn mit dem himmlischen Licht erfüllt hatte, wäre das doch genau richtig für die kleinen Leute. Waren es doch gerade die einfachen Hirten, die das unerhörte Ereignis von Jesu Geburt zuerst verstanden hatten! „Christ, der Retter ist da.“

Da die großen Kirchen in den Städten arg heruntergekommen warnen und viele Menschen auch nicht mehr zum Gottesdienst kamen, musste er eine kleine Kirche finden. Die Kirche sollte ja auch an den Stall in Bethlehem erinnern. Nach einiger Suche wurde er gleich doppelt fündig: Er fand einen Textdichter und eine kleine Dorfkirche, nördlich von Salzburg. Weil auf der Salzach das wertvolle Salz verschifft wurde, gab es dort auch dem Nikolaus geweihte Kirchen, er ist ja Patron der Schiffsleute. Der Zustand „seiner“ Kirche in Oberndorf spiegelt die Zeitumstände. Das Dach war notdürftig geflickt, für die Reparatur der Orgel fehlte das Geld.

Nikolaus hatte mitbekommen, dass Joseph Mohr ein besonderes Faible für Weihnachten auszeichnete. Dieser junge Pfarrer hatte 1816 ein Weihnachtslied gedichtet, das genau das zum Ausdruck brachte, was den Menschen das Herz für das Kind in der Krippe öffnete. In der kalten Kirche sollten sie nicht nur Wärme von außen bekommen, sondern Herzenswärme spüren. Dafür fehlten noch eine Melodie und der Komponist dazu. In Arnsdorf, nahe bei Oberndorf, fand Nikolaus ihn in der Person des Dorfschullehrers Franz Xaver Gruber. Der hatte ein sehr feines Gehör, so dass er manchmal, ganz leise, den himmlischen Gesang der Cherubim erahnen konnte. Auf ihn aufmerksam gemacht hatte ihn dessen Schutzengel. Dieser Schutzengel schlug vor, beide zusammenzubringen, Gruber und Mohr waren sich noch nicht begegnet. Nikolaus musste sich beeilen, denn in sechs Wochen war bereits Weihnachten. Das Wunder geschah: Franz Xaver Gruber, der komponierende Dorfschullehrer aus Arnsdorf, und Joseph Mohr, Textdichter in Oberndorf,  trafen sich, und sofort sprang bei ihnen der Funke über.

Franz Xaver Gruber setzte sich in die Kirche von Oberndorf, um auf eine Eingebung zu warten. Nikolaus winkte einem der Cherubim zu. Der spielte leise auf seiner Laute ein paar Töne. Diese klangen im Ohr von Franz Xaver Gruber ganz leise nach. Langsam formten sich erste Töne, diese vor sich hersummend ging Gruber unter dem Sternenhimmel zu Fuß nach Arnsdorf. Dort nahm er sofort die Gitarre vom Haken und konnte die Melodie spielen, die er mit seinem inneren Ohr gehört hatte. Der Cherub und Nikolaus nicken sich zu, der Cherub musste auch schnell losfliegen, da die Probe für das große himmlische Weihnachtssingen schon begonnen hatte.. Nikolaus war zufrieden und schaute nach Frankreich rüber und dann in die Neue Welt. Da würde das Lied auch bald gesungen werden.

Als Nikolaus am Weihnachtsabend vom Himmel herunterschaute, hörte er, wie in vielen Kirchen Weihnachtslieder gesungen wurden. Eine klang besonders weihnachtlich, sie drang durch das notdürftig reparierte Dach der kleinen Kirche in Oberndorf. Eine weihnachtliche Stimmung erfasste die Menschen, sie schauten zur Krippe hinüber und lauschten dem leisen Klang der Gitarre. „Stille Nacht, heilige Nacht …“ erklang es. Im Himmel summten die Engel mit. Da war sich Nikolaus sicher, dass dieses Lied bald um die Welt gehen würde.

Eckhard Bieger, Helmut Zimmermann, Nikolausinitiative

Legenden

Die Legende vom Geldverleiher

Ein Mann lieh sich von einem Geldverleiher eine Summe Geld, und da er keinen anderen bürgen hatte, schwor er über dem Altar des heiligen Nikolaus, dass er es, so schnell er könne, zurückgeben werde. Er blieb jedoch das Geld sehr lange schuldig und behauptete dann, er habe es bereits zurückgegeben. Der Geldverleiher ging vor Gericht, und der Schuldner sollte seine Behauptung beschwören. Bei der Verhandlung stützte sich der Mann auf einen ausgehöhlten Stock, der mit Goldstücken gefüllt war, so, als bräuchte er Halt. Und er schwor, dass er sogar mehr zurückgegeben habe, als er schuldig gewesen sei. Während des Eides hatte er aber seinen Stock dem Geldverleiher in die Hand gedrückt, den er danach zurückverlangte, was der Geldverleiher in Unwissenheit des Tricks natürlich tat. Als der Betrüger heimging, überkam ihn große Müdigkeit und er legte sich an der Straße nieder. Da kam ein Wagen, überrollte und tötete ihn. der Mit Gold gefüllte Stab zerbrach und sein Inhalt rollte heraus. Als der Geldverleiher davon hörte, eilte er herbei und erkannte die List. Viele rieten ihm, das Gold an sich zu nehmen. Er entgegnete jedoch, dass er das nur tue, wenn der Tote durch die Kraft des heiligen Nikolaus wieder auferstehe. Wenn das geschähe, würde er sich taufen lassen und Christ werden. Da erhob sich der Getötete und der Geldverleiher ließ sich in Christi Namen taufen.

Nikolausinitiative

Die Nikolaus Initiative Deutschland

  • hat sich zum Ziel gesetzt, der Verehrung des Heiligen Nikolaus von Myra
    wieder zu ihrer ursprünglichen Bedeutung zu verhelfen,
  • will aufzeigen, dass der Nikolaus nicht der Weihnachtsmann ist,
  • rückt jedes Jahr eine Legende in den Vordergrund, mit der die Bedeutung
    des Nikolaus für die heutige Zeit aufgezeigt wird
  • stellt jetzt insbesondere die europäische Bedeutung des heiligen Nikolaus von Myra in den Vordergrund ihrer Aktivitäten, der als „Patron Europas“ zur Einheit von West- und Osteuropa beitragen kann, weil er in der Westkirche genauso wie in der orthodoxen Kirche verehrt wird und so ein Brückenbauer und Bewahrer der europäischen Einheit und Zukunft sein kann.

Nikolaus ist Patron von Russland, von Lothringer, von Kroatien und Serbien, von Bari, Amsterdam, New York, von Fribourg in der Schweiz

Die Nikolaus Initiative ist zu erreichen über:
Eckhard Bieger SJ, D 6,5 68159 Mannheim , e.bieger(a)gmx.de; 0173.3183 343
Helmut Zimmermann, Schieferstraße 13, 65620 Waldbrunn,
H.Zimmermann(a)schmitt-ww.de ; 06479.24 71 30

Nikolauskirchen

Nikolaus – mit den Kaufleuten unterwegs auf den Fernstraßen Europas
Die Nikolauskirche in den Städten der Hanse und in Mitteldeutschland

Wer die die Städte entlang der Ostsee besucht, wird mit großer Regelmäßigkeit auf mittelalterliche Nikolauskirchen stoßen. Gleicherweise finden sich in Skandinavien, in Nord- und Mitteldeutschland Kirchen und Kapellen, die dem Heiligen geweiht sind. Diese Kirchen sind Zeitzeugen der Entstehung von Städten. Die Entwicklung der mittelalterlichen Stadt ist mit den Siedlungen verbunden, in deren Zentrum die Kaufleute eine dem Heiligen aus Myra geweihte Kirche er­bauten. Professor Karlheinz Blaschke hat durch Analyse von Stadtplänen das Entstehen und die Entwicklung der mittelalterlichen Stadt unter dem Aspekt der Nikolausverehrung nachgezeichnet

Siedlungen mit einer Nikolauskirche als Kern der Stadtentwicklung
Welche Bedeutung hatte die Nikolausverehrung für die Entwicklung des Hochmittelalters, das nicht nur durch die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion Stadtbewohner ernähren konnte. Bis weit ins 11. Jahrhundert gab es praktisch keine Stadtkultur. Um 1100 gewinnt die Stadtgründung an Dynamik, jeweils ausgehend von einer Siedlung um eine Nikolauskirche. Ohne die Gründung von Städten wäre auch heute Europa nicht das, was es geworden ist. Die treibende Kraft war der Fernhandel. Jeweils an Kreuzpunkten und bei Flussübergängen entstanden Kaufmannsiedlungen. Dass sich viele Nikolauskirchen in Gebieten jenseits der Elbe finden, hängt mit der Besiedlung dieser Regionen im beginnenden Hochmittelalter zusammen. Des­­halb ist Nikolaus nicht nur Patron der Hanse, sondern über deren Bereich hinaus finden sich ihm geweihte Kirchen an den Fernhandelsstraßen von Nürnberg nach Stettin. Von Paris nach Krakau, entlang der Donau und an Landungsplätzen der Schiffe an Flüssen sind die mittelalterlichen Städte wie auf einer Schnur aufgereiht und haben jeweils einen Nikolaus-Kirche oder Kapelle.

Die Kaufleute, nicht die Burgherren gründeten die Städte
Die Entwicklung der mittelalterlichen Stadt ist nicht so zu verstehen, dass ein Burgherr unterhalb der Burg eine Ansiedlung mit der Stadtmauer befestigte. Vielmehr entstanden zuerst an Flussübergängen, wie z.B. Halle oder an Haltepunkten Siedlungen von Kaufleuten. Sie wählten jeweils den Hl. Nikolaus zum Patron. Das war nicht nur eine Frömmigkeitsübung, sondern die Kaufleute unterstellten sich nicht dem Burgherren, sondern dem Patronat des Heiligen. Dass  diese Kaufmannsiedlungen fast immer Nikolaus als Patron hatten, brachte auch eine gleiche  Verfasstheit der genossenschaftlich organisierten Siedlungen zum Ausdruck.

Ein Kirchenpatron steht für eine gleiche Rechtsgrundlage und eine gleiche Stadtregierung
Die Kaufleute waren an einer größeren Freizügigkeit interessiert und zugleich an einer Rechts-sicherheit, die sie möglichst an all ihren Haltepunkten vorfinden mussten. Es war ein natürliches Interesse, an den ganzen Handelswegen etwa gleiche Rechtsverhältnisse vorzufinden. Erst die Entwicklung der Stadt zu einer durch eine Mauer befriedeten Siedlung führte dazu, sich dem Schutz eines Burgherrn zu unterstellen. Weiter brauchten die Kaufleute Sicherheit auf ihren Handelswegen. Von daher ist verständlich, dass die mittelalterliche Stadt eine gleichartige Rechtsauffassung und Regierungsform entwickelten. 

Die Verfassung der mittelalterlichen Stadt entspringt dem Interesse des Fernhandels
Obwohl sich die Bezeichnung „Bürger“ von einer Burg herleitet, ist die mittelalterliche Stadt nicht durch einen einzelnen Herrscher regiert, sondern von einem Rat, der aus seiner Mitte den Schultheiß wählte. Das leitet sich von der genossenschaftlichen Struktur der Kaufmannsiedlung her, die sich zuerst einmal selbst regierte und ihre Regierungsform in die sich entwickelnde städtische Siedlung einbrachte.
Die mittelalterliche Stadt ist, obwohl ihre Bewohner Bürger heißen, nicht von einer Burg gegründet worden, sondern von den Kaufleuten. Diese brachten Wohlstand und ermöglichten, dass auch Handwerker ihr Auskommen fanden. Um diesen Wohnbereich zu schützen, wurden dann erst Stadtmauern errichtet. Teilweise blieben die Kaufmannssiedlungen an den Flussübergängen außerhalb der Stadtmauern erhalten und wurden nicht in die Stadt integriert, so in Görlitz. Es gab aber genauso die Entwicklung, dass die Kaufmannssiedlung in die Stadt eingebunden wurde, so z.B. Rostock, Stralsund, Stendal, Frankfurt/Main, Dresden. Blaschke listet 85 mittelalterliche Städte bis nach Riga, Lublin, Krakau, Prag, Preßburg, Zagreb entlang den Fernstraßen auf, über die sie verbunden waren. Insgesamt gibt es etwa 4.000 mittelalterliche Städte. Nicht überall sind die Kirchen und Kapellen erhalten, jedoch sind die Straßennamen z.B. Nikolaus- oder Klaus-straße heute noch auf dem Stadtatlas zu finden.

Der Hl. Nikolaus als Identifikation für das Europa des Mittelalters
Fernhandel tendiert auf Abbau von Grenzen. Die Fernhändler des Mittelalters fanden in Nikolaus die Person, die mit ihrem Werteprofil für eine übergreifende Wirtschaftsordnung stand, die auf festen Rechtsgrundsätzen ruhte. Schutz der Straßen und eine genossenschaftliche Regierungsform waren schon damals das Fundament für Europa. Der zwischen dem Mittealter und dem 20. Jahrhundert wütende Nationalismus hat Europa getrennt und viele seiner Söhne in den Tod geschickt. Wenn sich Europa heute wieder an diesem Heiligen orientiert, würde es an eine groß- artige Tradition anknüpfen. Die grandiosen Kirchbauten, vor allem in den Städten an der Ostsee zeigen die Kraft dieser Idee. Die Nikolausinitiative  plädiert nicht ohne Grund dafür, diesen Heiligen, der auch den Westen mit dem Osten verbindet, zum Patron Europas zu erheben.

Der Heilige der Wende
Für Mitteldeutschland legt sich eine Wiederentdeckung dieses Werte-Trägers nicht zuletzt deshalb nahe, weil die friedliche Neuorientierung der ehemaligen DDR von der Nikolaikirche in Leipzig ihren Ausgang nahm.

 

Karlheinz Blaschke, Stadtplanforschung, Neue Methoden und Erkenntnisse zur Entstehung des hochmittelalterlichen Städtewesens in Mittel-, Ost- und Nordeuropa, Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-historische Klasse, Band 134, Heft 4  Leipzig 2003 ISBN3-7776-1268-5

Patron der Kinder

Nikolaus von Myra

Der Patron u.a. der Kaufleute und Händler, Schiffer, Kinder, Schüler, Verlobten

Lebensdaten:

Geboren um 270/286 in Patara, Lykien/Kleinasien, als Sohn eines reichen Kaufmannes.
Gestorben an einem Freitag, 6. Dezember, im Jahre 345 oder 351. Nur in diesen beiden in Frage kommenden Jahren fiel der 6. Dezember auf einen Freitag, das genaue Todesjahr steht also nicht fest.

Bekannt als Bischof von Myra, heute Demre in der Türkei, etwa 70 Kilometer südwestlich von Antalya. Um die Zeit seiner Priesterweihe, die er mit 19 Jahren von seinem Onkel, der ebenfalls Nikolaus hieß, erhielt, verlor er die Eltern durch eine Pestepidemie. Er spendete daraufhin sein gesamtes Vermögen den Armen und Bedürftigen und unternahm nach dem Tod seines Onkels eine Pilgerreise ins Heilige Land. Nach Myra zurückgekehrt, wählte ihn das Volk zum Bischof. Um das Jahr 310 wurde Nikolaus bei der letzten Christenverfolgung unter Kaiser Galerius eingekerkert. Daher wird er auch als „Bekenner“ verehrt. Nikolaus soll auch am Konzil von Nicäa im Jahr 325 teilgenommen haben, auf dem er für die Wesensgleichheit von Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist gegen die Irrlehre des Arianismus eingetreten ist. Dank seiner vielen guten Taten, wovon zahlreiche Legenden erzählen, wird Nikolaus von Myra bis heute weltweit als Vorbild christlichen Glaubens verehrt. Zusammen mit dem hl. Martin und der hl. Elisabeth von Thüringen gehört er zum „Dreigestirn der christlichen Nächstenliebe“.

Verehrung

Von Konstantinopel aus – wo ihm Mitte des 6. Jahrhunderts Kaiser Justinian eine Kirche weihte – verbreitete sich die Verehrung des hl. Niklaus von Myra in die gesamte griechische Kirche, später auch in die slawischen Länder, Russland wählte ihn als seinen Schutzpatron. Im 10. Jahrhundert brachte die aus Konstantinopel stammende Prinzessin Theophanu die Nikolausverehrung in den Westen. In ihrem Hochzeitgepäck waren es Nikolausreliquien, die sie nach ihrer Hochzeit 972 dem Dom von Worms übereignete.
100 Jahre später kam es zur „Überführung“ der Gebeine des hl. Nikolaus aus seiner Bischofsstadt Myra durch italienische Kaufleute nach Bari in Unteritalien. Die Reliquien wurden am 9 Mai den Menschen gezeigt. Dieser Tag wird bis heute mit einer Schiffsprozession begangen

Legenden und Brauchtum

Die Drei Goldkugeln: Nikolaus wirft sie nachts drei Töchtern eines verarmten Kaufmanns  drei Goldstücke durch das Fenster. Sie erhalten eine Aussteuer und werden so vor der Tempelprostitution  bewahrt. Mit dieser Legende wird Nikolaus zum Patron der Kinder und der Verlobten. Der Brauch, Kindern nachts etwas in die schuhe oder einen Sack zu legen leitet sich von dieser Legende her.

Die Drei Feldherren: Nikolaus erscheint dem Kaiser im Traum und macht ihn auf die Unschuld der Feldherren aufmerksam, die daraufhin frei kommen.

Das Kornwunder: Nikolaus veranlasst bei einer Hungersnot den Kapitän eines Frachtschiffes, einen Teil der Fracht für Myra abzuzweigen, rettet so die Einwohner – und in Konstantinopel fehlt nichts beim Ausladen des Korns: Nikolaus wird Patron der Bäcker.

Stillung eines Seesturms: Einem in Seenot geratenen Schiff kommt Nikolaus zu Hilfe, lenkt es in den Hafen von Myra. Die Seeleute erkennen ihn bei dem Dankgottesdienst als Bischof wieder:  Patron der Schiffsleute, Nikolauskirchen in vielen Hafenstädten, Patron der Hanse

Die drei Scholaren: Nikolaus erweckt drei Studenten wieder zum Leben, die von einem Wirt getötet wurden, der an ihr Schulgeld kommen wollte: Brauchtum, am Nikolaustag einen Schüler auf den Platz des Bischofs, Abtes, Schulrektors zu setzen.

Geldverleiher: Ein Mann, der Geld ausgeliehen hat, will durch einen Trick beweisen, dass er das Geld zurückgegeben hat. Er steckt es in den Hohlraum eines Stockes, der er den Verleiher kurze Zeit in der Hand halten lässt. Der Betrüger wird durch einen Wagen überfahren, er stirbt, der stock zerbricht, so dass sein Betrug allen erkennbar wird. Der Verleiher bittet Nikolaus, den Betrüger wieder zum Leben zu erwecken: Nikolaus wird auch zum Patron der Kaufleute und Geldverleiher.

Nikolaus Initiative / Helmut Zimmermann

Zum Foto:
Die Darstellugn des Heiligen am Wormser Dom zeigt
links die Rettung der Seeleute und rechts die Legende von den drei Scholarne, die durch einen Wirt umgebracht wurden